Hatte ich mich eigentlich schonmal gefragt, was ich ohne meinen Kulturraum Auerberg täte? Neulich wieder: Ein lieber Freund wurde sechzig. Wochenlang hatte es geheißen, man solle seinen Geburtstag komplett ignorieren, es sei ja schließlich ein Tag wie jeder andere. Zwei Tage vor seinem Sechzigsten rief er an, um mir mitzuteilen, dass er jetzt doch ein wenig diesen Tag begehen möchte. Nichts Großes, aber ihn so ganz unter den Tischen fallen lassen möchte er jetzt nach reiflicher Überlegung doch nicht. Und, was soll ich sagen, kaum hatte ich aufgelegt, wusste ich auch schon, was ich ihm schenken würde: genau, einen Abend in meinem Kulturraum Auerberg mit einem tollen Comedian – dachte ich.
Meine bessere Hälfte sagt ja immer, und da hat sie so was von Recht, ich bin, was meinen Musikgeschmack anbelangt, auf dem Stand einer Dreizehnjährigen. Ja, meine Welt ist die der Marianne Rosenberg, die von Cher und Michael Jackson. Gut, sagst du, aber es gibt ja noch etwas anderes daneben, also zusätzlich. Bei mir eben nicht. Gut, es heißt ja nicht umsonst Kulturraum. Da darf und muss es eben auch mal die Klassik sein. Aber doch nicht mit mir! Was jetzt aber das Blöde war, mein Freund hat dann mal in das Programm hineingeschaut und wünschte sich nun mal von mir einen Abend mit einem Pianisten namens BUM-SUK KIM. Ja, ein Klavierkonzert, mit nur einem Klavier – okay, einem Flügel – ohne Orchester! Aber was sollte ich machen? Langweiliger konnte der Abend nicht werden – dachte ich.
Was soll ich tumber Mensch sagen? Ich mein, klar kannst du ja alles im Internet nachlesen, seine internationalen Preise und so. Sagt mir aber alles nichts. Ich sag mal so, die größte Auszeichnung für den Pianisten BUM-SUK KIM ist, dass ich bis zuletzt gebannt zugehört habe und nicht auf die Uhr geschaut habe – ich, die Kulturbanausin. Ich, die nichts mit Begriffen wie Scherzo anzufangen weiß, bestenfalls einen Druckfehler ahnt. Ich, die nicht zu unterscheiden vermag zwischen Allegro Assai und Allegro con brio. Und das muss man auch mal sagen, es war für jeden etwas dabei: die Herren Haydn, von Beethoven, Liszt, Tschaikowsky und Strawinsky gaben sich die Klinke in die Hand.
Was ist eigentlich das Pendant zu lecker beim Hören? Weil, das ist bei mir so wie beim Wein: Ich kann da auch nur sagen “schmeckt mir nicht” oder “lecker”. Und so war für mich der Abend: lecker. Oder anders: ein musikalischer Genuss, ein Leckerbissen eben.