Also ich wüsste gar nicht, was ich ohne meinen Kulturraum Auerberg täte! Weil, kennst du doch sicher auch. Da hast du ganz liebe Freunde, die hast du wirklich ganz dolle lieb. Und mit denen möchtest du auch ganz viel Zeit verbringen, aber – wie soll ich’s sagen. Du kennst sie halt auch schon sehr lange, und deshalb kennst du eigentlich auch alle deren alten Geschichten. Und, sei ehrlich, so viel Neues hast du selbst auch nicht zu erzählen. Gut, in meinem Alter, wenn ich Glück habe, haben die Freunde meine ach so spannenden Erlebnisse wieder vergessen und ich erzähle sie halt nochmal. Aber mich immer wieder dieselben Geschichten erzählen hören – irgendwie auch langeilig. Und wenn es ganz schlecht läuft, bist du dann beim Thema Weltfrieden. Oder auch, inwiefern es Sinn macht, die ganze City Bonn für Autos einfach abzuschließen und nur noch Fahrräder darin fahren zu lassen. Und da ist es eben so was von toll, dass ich meinen Kulturraum Auerberg habe. Da schlage ich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Ich verbringe mit meinen Freunden einen tollen Abend und wir erleben etwas Neues, worüber wir uns später unterhalten können.
Und genau das habe ich gemacht, neulich am Samstag. Und, was soll ich sagen, ein Abend mit dem Komiker Christian Schulte-Loh – besser geht’s nicht! Tut mir echt leid für die, die nicht dabei waren. Weil, laut The Spectator feiert das britische Publikum den Wahl-Engländer als “einen der subversivsten Acts aller Zeiten”. Ich sage nur, zu Recht!
Aber erst einmal die Bestuhlung: Stühle immer nur pärchenweise von wegen Corona. Und dazu sagt der Christian, während wir in Deutschland die neue Welle kaum erwarten können, gibt es in England kein Corona mehr. Wir als Publikum, da konnte sich der Christian aber auch nicht beklagen. Während Manfred alleine ohne seine Frau auf den Pärchenstühlen saß, lag diese auf der anderen Seite des Raums auf einem Gebrauchtwaren-Sofa, wegen Rücken. Und Tobias trug Socken in Sandalen. Da hatte der Christian erst einmal genug Stoff zu verarbeiten. Und überhaupt, die Location. Er sei noch nie in einer “polizeilichen Asservatenkammer” aufgetreten.
Stattdessen beeindruckte er uns mit seinen Auftritten zum Thema Brexit bei Markus Lanz. Der bräuchte ja immer einen, der die Runde auflockert. Da wäre er so gut angekommen, dass er ab dann in jede Talkshow weitergereicht worden wäre. Sogar bei Maybrit Illner sei er gewesen, zusammen mit viel Politprominenz. Und da habe er sich dann doch gefragt, was er da verloren hätte – der Armin Laschet.
Apropos Brexit, laut Christian sind 48% der Briten mit ihrem Liebesleben zufrieden und 52% mit Selbigem unzufrieden – und genau 52% haben für den Brexit gestimmt.
Immer wieder erwähnte Christian, das sei die ausgefallenste Location, in der er je aufgetreten sei: ein Auftritt im Möbellager Bonn Nord – britisches Understatement!
Klar, es ging auch um das German Word “Angst”: Wenn es um die größte Angst geht, dann ist das bei den Engländern die Angst vor dem 3. Weltkrieg. Die haben wir natürlich nicht. Weil, ob und wann so ein Weltkrieg anfängt, entscheiden immer noch wir Deutschen.
Ach ja, und unsere Hauptangst ist die Angst vor Schimmel. Deshalb der deutsche Dreisatz: Schimmel, Asthma, Tod.
Natürlich gab’s auch den Klassiker, typisch deutsche Wörter wie “Stoßlüftung” und “Sättigungsbeilage” – und die überaus sinnigen Worte Einsteins: “Die Länge einer Minute hängt entscheidend davon ab, auf welcher Seite der Klotür man steht.”
Und welcher Witz darf nicht fehlen? Richtig: Was ist der Unterschied zwischen Engländern und Deutschen? Die Engländer fangen ihre Witze mit “A man walks into a bar …” an. Die Deutschen “Kommt eine Frau zum Arzt …”. Wie wahr.