Bin ich froh, dass der Thilo Seibel mich wieder auf den neusten Stand der politischen Geschehnisse gebracht hat. Nicht, dass ich am End noch gedacht hätte, Brexit wäre ein Baustoff. Und, ich hatte es ja vor einem Jahr nach seinem politischen Jahresrückblick 2018 angekündigt: Ich habe jetzt erst einmal eine Woche Urlaub, um das alles zu verdauen.
Es gab nichts, was der Thilo – holla, die Waldfee, in silbernem Jackett und silbernen Schuhen! – nicht angesprochen hätte. Alle politischen Größen aus jeder Partei, jeder bekam sein Fett weg. Der Christian Lindner, wenn er im Streitgespräch mit Georges Danton seinen Freiheitsbegriff definiert: FFF (Fressen, Fliegen, Fahren – oder dachten Sie an etwas anderes?)
Oder der Horst Seehofer, wenn er im Originalton sagt: “Man muss die Gesetze kompliziert machen, dann fällt es nicht so auf.”
Auch schön, wie der Thilo im Urwald, im Amazonas, unterwegs ist, ohne WLAN, und auf den Gott des Regenwaldes trifft, nachdem er vorher auf Instagram live die Darmspiegelung von Will Smith verfolgt hat. Was er übrigens auch verfolgt hat, war das Experiment von Katar. Wo getestet wurde, unter welchen Bedingungen die Delinquenten, also die Leichtathleten, beim Lauf zusammenbrechen. Dieser Versuchsaufbau, bei dem britische Forscher den Sportlern eine elektronische Hitzepille oral verabreichten, um zu erforschen, wann und warum die schlapp machen. Unser einer, also der Laie, würde sagen: vermutlich wegen der Hitze.
Und dann war Pause – und ich schon so was von durch. Den Kopf voll von so viel Verstörendem musste erst einmal ein Gläschen Rotwein her. Und viele Zuschauer haben dem Thilo auf seine Bitte hin ihre persönlichen Highlights und Gedanken auf einen Zettel geschrieben und in seinen Briefkasten gesteckt. Was er wohl hatte verlauten lassen, dass er genau zehn Stifte zur Verfügung stelle. Zehn, weil er im Kulturraum Auerberg sein zehntes Bühnenjubiläum hatte.
In der zweiten Halbzeit war kein Halten mehr – der Thilo hat denn auch das silberne Jackett abgeworfen. Jetzt kam er uns mit Zitaten und wir mussten raten, von wem sie waren. Mal eins: “Datenschutz ist was für Gesunde” Und? Richtig, vom Jens.
Der Thilo drehte auf, die Stimmung war mittlerweile auf dem Siedepunkt, da gibt uns der Thilo das Zitat: “Manche Familien sind eben sehr groß.” Die Auflösung: Es ging um die Bürgermeisterwahlen in Istanbul. Und um die Wahllisten. Da tauchten z.B. 600 Wahlberechtigte auf, die alle in derselben Wohnung gemeldet waren. Und auf die Frage, wie das denn möglich sei, hatte Erdogan diese Antwort gegeben.
Wenn du so was hörst, das kannst du nur im Suff ertragen.
Und das war jetzt mein Glück, weil der Thilo Seibel ja sein zehnjähriges Bühnenjubiläum hatte, gab es am Ende der Vorstellung für uns alle Sekt. Ich hab mir gleich zwei Becher genommen, als ich mitbekam, dass die Frau neben mir keinen Alkohol trinkt.
Apropos Alkohol, hatte ich schon erwähnt, was die Zuschauer so auf die Zettelchen geschrieben hatten? Zwei Kostproben: “Ich habe zwei Igelhäuser gebaut, ohne sie zu kaufen. Aber die Igel mache ich nicht selber” und “Ein Stift ist geklaut”. Da war der Thilo vielleicht von den Socken – ob solcher Beiträge!