Ich weiß noch, wie ich letztes Jahr vor meinem Kulturraum Auerberg das Plakat von dem Thilo Seibel gesehen habe und sofort dachte: Oh Gott, Dezember, Weihnachtsessen und Co. lassen grüßen. Da kommt mir der Thilo aber so was von ungelegen! Wobei mir natürlich schon klar war, dass du einen Jahresrückblick nicht unbedingt Ende Juni machen kannst – es sei denn, du nennst dein Programm Halbjahresrückblick.
Dieses Jahr the same procedure as … Ich habe dann aber doch mal einen Blick in meinen Terminkalender geworfen und, siehe da, nichts! Okay, nichts auf den ersten brillenlosen Blick. Was nichts heißen muss. Weil, mittlerweile liegt in jedem Zimmer mindestens eine Brille und neben der Waschmaschine eine Lupe, mit der ich die Dosierungsanleitung auf dem Waschpulver lese, so klein, wie das da drauf steht. Aber auch mit Brille, kein Termin, gähnende Leere, kein Termin an einem Samstag. Das geht so was von nicht! Mir fiel dann aber auch ein, warum der Dezember doch nicht so voll war, wie gedacht. Weil, ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht? Weihnachtsfeiern finden neuerdings schon im November statt, weil es ja im Dezember dann zu eng wird, oder im Januar. Meine Weihnachtsfeier findet auch nicht im Dezember statt, sondern frühestens im Januar. Da kann es auch schon mal zu Gerangel mit dem Straßenkarneval kommen – im Februar oder März. Was mich persönlich jetzt nicht wirklich stört. Ich habe überhaupt kein Problem, als Weihnachtsbaum am Karnevalssamstag mein Weihnachtsessen zu genießen.
Langer Rede, langer Sinn, ich war bei Thilo Seibel und was ich jedem nur empfehlen kann: vorher gründlich ausschlafen – und danach eine Woche Urlaub nehmen. Ich bin durch, mich kann man auswringen, so viel Politisches hoch dosiert. Was ja zusätzlich das Schlimme dabei ist, so brillant witzig der Thilo das mir auch serviert hat, es sind ja Wahrheiten. Aber gut, politisches Kabarett eben, das wusste ich vorher.
Wie witzig er über Politiker wie die Doofprinte, die Hundekrawatte und das Söder spricht. Mit welch leichter Ernsthaftigkeit er uns das Psychogramm von der Frau gibt, die den Satz des Jahres formulierte. Mit welch brutaler Witzigkeit er uns die Ereignisse mit ihren Personen in Chemnitz vor Augen führt, allen voran die Mutti aller Probleme, die diese Worte sprach (und hier sächselt der Thilo!): “Hase, du bleibst hier!” Und mit welch grausamer Lustigkeit er über den “Mord aus Versehen” in der saudiarabischen Botschaft spricht.
Was aber den Herrn Seibel zu einem Genie auf seinem Gebiet macht: Eben ist er noch in Ankara bei dem zersägten Journalisten und keine zwei Minuten später in Kitzbühel zur Eröffnung der Skisaison. Wo die Skifahrer bei 21 Grad den Hang auf eigens durch Snowfarming konserviertem Schnee hinunterfahren – und daneben stehen Wanderer in Shorts auf grünen Wiesen.
Und wo ich gerade im Süden bin: Wenn er dem österreichischen Kanzler Kurz eine Frau wünscht, die mit Nachnamen Schluss heißt und auf einem Doppelnamen besteht. Wenn er die Raucherzonen auf deutschen Bahnsteigen, die mit gelben Streifen gekennzeichnet sind, mit einer Urinzone im Schwimmbecken vergleicht, schlägt er, was mich betrifft, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens finde ich es einfach nur witzig und zweitens kann ich ganz kurz durchatmen, bevor es dann weiter mit Trump und Co geht.
Auch eine schöne Idee vom Herrn Seibel, das präventive Seufzen, nicht das Seufzen im Nachhinein, sondern im Vorhinein: Es wird einmal eine gute Zeit mit Angela Merkel gewesen sein.
Was freut sich da das Futur II, dass das auch mal zum Zuge kommt!
Im kommenden Jahr kommt der Thilo Seibel wieder, am 30. November, in meinen Kulturraum Auerberg. Ich habe schon eine Eintrittskarte gekauft und Urlaub eingereicht für danach zur Rekonvaleszenz.