Neulich, die Nachbarin zu mir: “Ich komm ja zu nichts. Montags Wäsche, dienstags dem Staub hinter den Schränken mit einem Bettlaken beikommen und, schwuppdiwupp, eh ich mich versehe, ist die Woche rum.” Da dachte ich noch, zwischen der und mir lägen Welten – von wegen! Weil, eben noch (tatsächlich war’s am 4.Juni!) hat mein Gebrauchtwarenkaufhaus sein 10-jähriges Jubiläum gefeiert und, schwuppdiwupp, eh ich mich versehe, ist der Herbst eingezogen! Es ist aber auch so viel Aufregendes passiert.
Zuerst fand im Bistro “Startblock” schräg gegenüber von meinem Kulturraum Auerberg ein Casting statt. Ich mein, wer, bitteschön, möchte nicht bei dem großen TV-Ereignis “Babylon Berlin” über das schillernde Berlin der 1920er Jahre als Komparse oder Kleindarsteller mit Tom Tykwer zusammen arbeiten? Wo doch die Dreharbeiten diesen Herbst auch in Bonn stattfinden! Deshalb haben da ich und ganz viele andere Talente ganz geduldig, ganz lange Schlange gestanden.
Apropos Schlange stehen. Das zweite große Event fand ja im Kulturraum Auerberg statt. Ein Glück, dass das dort so weit noch nicht ist, dass ich da Schlange stehen muss. Wobei, die Zeiten, da die Veranstaltungen noch ein Geheimtipp waren, die sind ja schon lange vorbei – was mich für meinen Kulturraum und den Mann aus Bergisch Gladbach freut. Bei dem war ich nämlich, beim Ferdinand, dem Linzenich. Dem Globolisierungsbefürworter und Globalisierungsgegner. Mit welcher Verve, mit welch kindlicher Freude dieser Mann Gedichte von Rilke, Kästner und Tucholsky auf die Bühne wirft. Dabei wird der Linzenich bald sechzig. Ich hab’s mir deshalb gemerkt, weil es meinte, seine Geburtstagstorte gleiche immer mehr einem Fackelzug. Das vergessen wir Zuschauer aber so was von, wenn er uns den Holzwurm macht. Ringelnatz hätte seine wahre Freude dran, wenn dem Linzenich die Kekse aus dem Mund bröseln. Wahre Freude hatte ich als Mutter an dem Lied für seine Tochter “Steh Du zu Dir, ich steh zu mir” und als Linzenich bei sich selbst vorstellig wird, hatte ich vom Applaudieren kurz mal Muskelkater. Wer mir aber auch gut gefallen hat, war sein Bär Berthold.
Ja, und während der Pause habe ich mir wieder ein Gläschen Rotwein gegönnt und, ja, auch ein Buch aus dem Gebrauchtwarenkaufhaus. Was jetzt allerdings wohl blöde ist, ich weiß nicht, ob ich es in den nächsten Monaten noch mal in meinen Kulturraum schaffe. Weil, ich habe mir nämlich “Der Schwarm” von Frank Schätzing für einen Euro geleistet: 987 Seiten, kleinstgedruckt!