Aber du suchst es dir halt nicht aus – das Wetter. Deinen Tischnachbarn übrigens auch nicht.
Also, die Anka Zink, die war neulich im Kulturraum Auerberg – und auf der Geburtstagsfeier ihrer Schwester. So ein runder Geburtstag sei ja immer ein emotionales Minenfeld, sagt die Anka. Und weil das so ist, hat sie ihrer Schwester etwas ganz Besonderes geschenkt. Nett in Geschenkpapier eingewickelt, Schleife drum: ein Päckchen Verantwortung für alles, was auf der Geburtstagsparty nicht klappt. Nette Idee, zumal es die Anka nichts gekostet hat. Wie die Politiker. Die übernehmen ja auch die Verantwortung, ohne dass es ihnen finanziell wehtut. Apropos wehtun. Mörder tun ja auch recht weh. Ich sprach ja eingangs vom Aussuchen. Also den Detti, den hätte die Anka sich auf den ersten Blick sicher nicht als Tischnachbarn ausgesucht – und auf den zweiten Blick eher auch nicht. Weil, der Detti ist erstens so was von klein und schwul und zweitens ehemaliger Mörder. Und das musste die Anka jetzt auch erstmal weghecheln, wo sie doch zur Toleranz charakterlich so gar nicht geeignet ist. Gut, der hat seine Zeit abgesessen und arbeitet jetzt im Sicherheitsdienst.
Apropos Knast. An dem Abend erfuhr sie auch, dass die Bewe(ä)hrung im Kölner U-Bahn-Tunnel die Eisenteile sind, die vorne zum Tunnel reingetragen wurden – und hinten wieder raus. Mit diesem Verbrechen hat der Detti allerdings nichts zu tun. Der saß zu der Zeit ein – ohne Bewährung. Womit der Detti jetzt die Anka schon beeindruckt hat, also da waren auch alle Gäste bei ihm, bei dem Detti: “Es ist leichter zu sagen, das Ei stinkt, als eins zu legen”, sagte der Detti und merkte an, dass dieser Satz von Voltaire sei. Das war der Augenblick, wo es für die Anka am Ende dann doch okay war, dass der Detti ihr Tischnachbar war. Zu vorgerückter Stunde hat die Anka dann für ihre Schwester (und uns) nochmal den Skiurlaub mit Selbiger zum Besten gegeben, sich über den Schwerkraft (soll so) und die Fliehkraft ausgelassen und uns die Mascha gemacht. Und sonst, der Geburtstag, der Abend: Anka hat für alles die Verantwortung übernommen.
Apropos Verantwortung übernehmen. Für das Wetter im Auerberg hat die Anka keine Verantwortung übernommen – und für den Kinderschirm mit Herzchen und Kätzchen drauf, mit dem ich mich zu Fuß aufgemacht habe, auch nicht. So ein Kinderregenschirm ist einfach outfittechnisch total unvorteilhaft. Vermutlich ist das der Grund, warum meine Tochter den schlicht schwarzen Regenschirm mitgenommen hatte.