
Ja, ich gebe zu, du musst es mir nicht unter die Nase reiben, ich habe in letzter Zeit ein wenig geschwächelt. Jetzt nicht, was du meinst. Du denkst bereits an deine guten Vorsätze für das kommende Jahr. Das sind aber deine guten Vorsätze, nicht meine, also lass mich da bitte außen vor.
Sport zum Beispiel. Da bietet dir das Werbeblättchen deines Lieblingsdiscounters (der ist ja nicht blöde, dein Lieblingsdiscounter, der kennt das ja mit deinen guten Vorsätzen). Und deshalb bietet der dir jedes Jahr im Januar sämtliches Sportgerät an. Obwohl der weiß, dass du vom letzten Jahr noch den Ruderergometer unausgepackt im Keller stehen hast. Das einzige, was du da an sportlicher Aktivität reingesteckt hast, war, selbiges Sportgerät erst einmal in den Keller zu wuchten, damit es nicht im Weg steht.
Oder auch so ein immer wiederkehrender Vorsatz von dir: fasten. Jedes Jahr dieselbe Prozedur. Im Januar fängst du an, wegen Vorsätze fürs neue Jahr und so – und schwächelst. Aber kein Problem, denkst du. Die zweite Möglichkeit, fastenmäßig einzusteigen, steht ja quasi schon mit dem moralischen Zeigefinger vor der Tür. Jetzt aber! Genau, die Fastenzeit. Und wenn du da den Einstieg verpasst hast, macht auch nichts. Denn aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Ab jetzt zeigt dir die Bunte, wahlweise auch die Gala, wie du deine Bikinifigur in nur wenigen Wochen erreichst. Aber wenn du dich dann endlich durchgerungen hast, es mal mit dieser Diät zu probieren, stellst du fest, dass es bis zum Urlaub eh nur noch drei Wochen sind. Da lohnt es sich dann auch nicht mehr!
Wie ich schon sagte, dein Thema. Nein, mein Schwächelthema ist, ich war schon länger nicht mehr in meinem Kulturraum Auerberg. Aber den Thilo, den Thilo Seibel habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Und, willst du wissen, wie es war? Wie immer! Wie immer so was von toll, so was von dicht. Der ballert dir die politischen Themen so dermaßen um die Ohren. Wobei das ja eher der „große zu Unrecht unbekannte Barde Wilhelm Shake-das-Bier“ ist, der dich in Reimform so was von fordert. Zwischendurch kannst du dich aber ein wenig entspannen, wenn er uns die Markus-Lanz-Runde gibt. Dieses Mal hatte der Markus den Winfried Kretschmann, den Karl Lauterbach (der Hoffnung gibt, weil Hoffnung gesund ist), den Söder und den Lindner (aus Mitleid) eingeladen. Mach die Augen zu, und du denkst, die sitzen da leibhaftig auf der Bühne! Der Thilo ist nicht nur ein begnadeter Kabarettist, sondern auch ein guter Stimmenimitator! Wo er sich aber selbst ein Denkmal setzt, wenn er als Winfried Kretschmann zu Söder sagt (es ist wohl eher ein Brüllen): „Wer selbst nicht leuchtet, sollte wenigstens reflektieren können!“ Und am Ende, klar, wieder der gelbe Kasten, in den wir während der Pause unsere Zettel mit unseren epischen Ergüssen reinschmeißen durften. Die wurden alle schmerzfrei vorgelesen! Fragt sich nur, wann der Thilo mal wieder auf zehn Stifte aufstockt, nachdem ihm vor zwei Jahren einer abhanden gekommen ist. So, wenn du in 2025 es wieder nicht zu seinem Jahresrückblick schaffst, rechne nicht damit, dass ich dir drüber erzähle! Und weil ich eben bei guten Vorsätzen war. Ich guck, dass ich es demnächst häufiger gebacken bekomme, in meinen Kulturraum zu schlurfen.