Ich kenn’s nur so, von früher. Ich weiß auch nicht, wie ich jetzt draufkomme. Ja, es verlangte die ein oder andere Vorbereitung. Aber genau das war ja gerade das Schöne. Als Erstes habe ich damals immer sofort geschaut, ob besagter Termin fein mit meinem Frisörtermin korrespondierte. Weil, da ist gutes Timing einfach alles. Am besten, die Veranstaltung liegt genau zwischen zwei Frisörterminen. Weil, wenn der letzte Termin zu lange her ist, ist kein Schnitt mehr drin – vom Grau will ich gar nicht reden! Aber wenn ich gerade erst vom Friseur komme, also gerade frisch geschnitten und frische Strähnen, sieht’s auch scheiße aus.
Gut, der Ehrlichkeit halber, der Tag davor war für meinen Traummann nicht wirklich schön, eigentlich gar nicht. Ich mein, das muss ich schon sagen: Je älter ich werde, desto mehr häufen sich die Kleider in meinem Schrank, die eigentlich noch passen, nur eben nicht mehr im Bauchbereich. Und dann stehe ich vor dem Spiegel, trage der Bequemlichkeit halber keinen BH und probiere die Kleider durch: Das sieht nicht schön aus, wenn das, was am meisten hervorsticht, nicht die Brüste, sondern der Bauch ist. Und deshalb, ein Wehrmutstropfen bei aller Ich-komm-doch-nicht-auf-den-Namen. Für meinen Traummann war die Kleiderfrage immer sehr herausfordernd. Was soll er sagen, wie soll er sich verhalten, wenn ich vor ihm auf und ab gehe und ihn frage, wie ich aussehe? Ehrlich sein, dann ist der Ehestreit vorprogrammiert. Lügen, dann laufe ich an solch einem Abend so was von unvorteilhaft herum. Und wenn er Pech hat, spricht mich sogar jemand an, so nach dem Motto, da gebe es neuerdings ja diese 16/8 Diät, dieses Intervallfasten – so was von effektiv. Mein Traummann hatte sich da neuerdings eine feine, diplomatische Antwort einfallen lassen: “Schatz, da hast du altersgemäß einen so was von tollen Hintern und überhaupt, eine tolle Figur.” Rhetorisch so was von toller Schachzug.
Aber der Tag selbst! Da hast du es den ganzen Tag ein wenig langsamer als sonst angehen lassen, damit du abends nicht etwa abgespannt wirktest. Und wenn du vom Haare-an-den-Beinen-Entfernen doch ein wenig zu ermattet warst, hast du dir noch ein klein wenig Mittagsruhe gegönnt. Was ich auch einmal zusätzlich ausprobiert hatte. Weil an so einem Abend muss ich ja nicht so aussehen wie immer. Deshalb hatte ich mir einmal kurz vorher so eine Powermaske fürs Gesicht gegönnt. Diese Art von Produkt, das dir ein frisches, jugendliches Aussehen für einen Tag verspricht: Ich hatte so was von Pusteln und Quaddeln im Gesicht. Die Leute wussten gar nicht, wo sie hingucken sollten, wenn sie mit mir sprachen – wenn überhaupt jemand mit mir gesprochen hat, so ansteckend, wie ich aussah. Hab ich nie mehr gemacht! Ja, auch einen Body Shaper habe ich ausprobiert. Früher hieß das ja schlicht und ergreifend Mieder. Was mir da beim Tragen auffiel: Ein- und Ausatmen wird total überbewertet. Ich hab das dann auch mit dem Shapen gelassen.
Wie komm ich drauf? Ach ja, weil sie wieder da ist. Und fast hätte ich ihren Namen vergessen! Ich mein jetzt nicht die Kleinkunstbühne im Kulturraum Auerberg. Auch nicht die Lisa Kos, die dort am 12. März auftritt. Und, sorry, lieber Thilo Seibel, von dir spreche ich auch nicht, wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast. Ist SIE doch weiblich. Aber ich werde alles daransetzen, dass wir zwei uns wiedersehen, am 7. Mai. Das letzte Mal mit dir war am 30. November 2019 in meinem Kulturraum. Da habe ich das letzte Mal etwas hier an dieser Stelle geschrieben – über dich und überhaupt.
Nein, wenn ich von IHR spreche, die wieder da ist, dann meine ich die Vorfreude!